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Das Phänomen Trashfilm


Nachdem es hier länger nichts mehr gab, will ich mal ein paar Gedanken dazu niederschreiben, warum sich einige Menschen gerne Trashfilme ansehen. Unter Berücksichtigung von sechs Faktoren, will ich eine Erklärung dafür bieten, wobei sich vieles auch auf mich selber bezieht. Der erste Punkt wäre die Schadenfreude. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie ein Werk einfach völlig versaut wurde. Als erstes fallen mir da die Filme von Ed Wood ein. Ed Wood sollte als schlechterster Regisseur aller Zeiten ein Begriff sein. Das witzige bzw. traurige an seinen Filmen ist, dass er wirklich glaubte Meisterwerke zu erschaffen. Er verehrte Orson Wells und glaubte mit ihm in einer Liga zu spielen. Leider erschuf er durch mangelndes Talent und eine sehr chaotische Arbeitsweise lediglich billigen Schund. Trotzdem machen seine Filme Spaß, weil es einfach lustig ist, sich die missratenen Dialoge anzuhören und die schlechten Special Effects zu bestaunen. Auch der Film "The Terror" (eine der ersten Filme in denen Jack Nicholson eine Hauptrolle hatte) sorgt für sehr viel Spaß, wenn man sich einfach mal die Geschichten dazu durchließt, warum der Film so unglaublich schlecht wurde. Es lag einfach an schlechter Planung, was zu einem ständigen Regisseur-Wechsel führte. Dieser Faktor bleibt aber weg, wenn der Film mit Absicht als Trashfilm gedreht wurde (z.B. Sharknado oder Kung Fury), also müssen wir uns die nächsten Faktoren ansehen.
Ein weiterer Faktor für den Spaß an Trashfilmen ist die Freude am Analysieren. Jetzt könnte man sich denken "Wenn man analysieren will, sollte man doch eher einen Kunstfilm oder zumindest ein großes Meisterwerk anschauen." Und ich antworte darauf einfach mit "Nein.". Es macht viel mehr Spaß, schlechtes Storywriting, schlechte Kameraführung, schlechte Kostüme und so weiter auseinanderzunehmen, als sich mit einem guten Film auseinander zu setzen. Ich liebe natürlich Filme und ganz besonders, wenn sie gut sind, aber kein einziger meiner Artikel hier im Blog hat mir so viel Spaß gemacht, wie der zu "Taranteln" und das obwohl ich den nicht mal für einen Trashfilm-Abend empfehlen würde. Es hat einfach mein Blut in Wallung gebracht, als ich dieses grottige Werk zerlegt hab.
Und der dritte Faktor wäre auch noch die Action. Gerade Trashfilme sind oft sehr actionreich. Und Action macht bekannterweise den meisten Menschen Spaß. Klar, die einen bevorzugen einen guten Actionfilm (so wie die Filme von John Woo oder auch Filme wie Rambo 1, Terminator usw.), aber manche mögen es auch einfach, wenn es einfach nur ordentlich kracht (wie die Rambo-Fortsetzungen, Chuck Norris-Filme oder auch die Expendables) und gerade diese Art von Filmen sind meistens schon Trash. Wenn jemand wirklich glaubt einen guten Film (im klassischen Sinne, also gutes Writing, tiefe Charaktere usw.) in einem Norris-Film, in "Phantom Kommando" oder in den Expendables zu erkennen, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Klar, die Filme, die ich hier genannt hab, sind gut handwerklich gut gemacht, aber wirklich gute Filme sind es nicht. Aber es gibt auch sehr viele Beispiele von sehr actionreichen Billigproduktionen, die einfach nur geiler Bullshit sind.
Der nächste Faktor wären die verrückten Handlungen, die Trashfilme bieten. Da wären Haie im Tornado, eine Mischung aus Hai und Oktopus, Aliens die tote Wiedererwecken, um die Menschheit zu besiegen, eine Pflanze, die Menschen frisst und so weiter. Ich denke, dass gerade sowas einfach sehr heraussticht und reizt sich das anzusehen.
Der nächste Faktor beinhaltet viele der vorigen Faktoren, nämlich Rückzug aus der Realität. Klar, viele Filme bieten das, aber dadurch, dass Trashfilme, so leicht als Fiktion erkennbar sind, bieten sie die beste Möglichkeit aus der Realität zu flüchten. Klar, auch ein guter Sci-Fi-Film oder Action-Film kann sowas bieten, aber nicht in dem Maßen wie ein Trashfilm. Ein guter Sci-Fi-Film bietet oftmals auch sehr viele Sozialkritische Fragen, was nicht immer brauchbar ist, wenn man sich kurz mal aus der Realität zurückziehen möchte. Auch Actionfilme thematisieren oftmals reale Probleme und Bedrohungen, auch wenn häufiger in sehr überzogener Manier, aber ein Trashfilm befindet sich meistens so weit außerhalb unserer Realität, dass er einfach manchmal ein guter Rückzugsort ist.
Und der letzte Faktor wäre wohl der bekannteste und am weitesten verbreitete. Die Ironie. Menschen schauen diese Filme und fangen an sie, entweder mit Kumpels oder alleine in ihrem Kopf, auf ironische Weise zu loben. Sie suchen sich sehr schlechte Szenen, Effekte oder sonst was und reden sie gut. Und auch das ist immer wieder ein sehr großes Vergnügen. Immer wenn ich mit meinem Kumpel, der auch gelegentlich Trashfilme mag, Sharknado als grandiose Doku bezeichne, dann ist das einfach ein herrliches Vergnügen.

 

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